programm
1 Bettina Lockemann, Yamanote, The Heart of the City, 2007
2 Einführung, (Klaus W. Eisenlohr), Heterotopien des Alltags
3 Sergio Zevallos , Fictive Days, 2008
4 Berit Hummel, Weites Land, 2007
5 Ellen Bornkessel, Rock You, 2008
6 Maya Schweizer, Your destiny depends on your lucky charm's mood (today), 2004
7 Maya Schweizer, From the classroom, 2008
8 Jens Lüstraeten / Sabine Schründer, Sehnsucht #2 - Zwischen den Bäumen, 2008
9 Jens Lüstraeten / Sabine Schründer, Sehnsucht #3 - Graben, 2008
10 Ellen Bornkessel, It's possible, 2002
heterotopien des alltags
Durch ihre Sicht mit Kamera kreieren die Künstler Räume im Alltag, die das Andere zu beinhalten scheinen, das Andere möglich machen. Beobachtung, Intervention, Inszenierung und das collagenhafte Zusammensetzen von Narration und Dokumentation sind die unterschiedlichen Mittel einer Recherche des Urbanen, die allen Künstlern gemein ist. Dabei steht immer ein persönlicher Bezug des Künstlers oder der Künstlerin zum jeweiligen Ort im Vordergrund und dieser ermöglicht erst die jähe Verschiebung der Wahrnehmung.
Nach Foucault sind Heterotopien Orte realisierter Utopien. Orte abseits gesellschaftlicher Normalität. Er bezieht sich in seinen Beispielen auf traumatische bzw traumatisierte Ort wie Gefängnisse, psychatrische Kliniken Friedhöfe etc. Allerdings diese Orte wiederum tradierte gesellschaftliche Institutionen, und als solche erst einmal fern von verwirklichten utopischen Ideen. Foucault geht aber viel weiter:
Heterotopien,
...wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplazierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitige repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können. (Foucault 1967, S.39)
Dieses Programm präsentiert (entsprechend oder darüber hinausgehend?) Arbeiten, die Verschiebungen zum Utopischen, zum Virtuellen in der Unscheinbarkeit von alltäglichen Räumen. Die Schwellen, die es zu übetreten gilt, in die Heterotopie, sind keine Zellentüren oder religiöse Rituale, sondern Schwellen des Bewußtseins. (Einführung von Klaus W. Eisenlohr)
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Die Heterotopien setzen immer ein System von Öffnungen und Schließungen voraus, das sie gleichzeitig isoliert und durchdringlich macht. Im allgemeinen ist ein heterotopischer Platz nicht ohne weiteres zugänglich. [...] Man kann nur mit einer gewissen Erlaubnis und mit der Vollziehung gewisser Gesten eintreten. [...] Es gibt aber auch Heterotopien, die ganz nach Öffnungen aussehen, jedoch zumeist sonderbare Ausschließungen bergen. Jeder kann diese heterotopischen Plätze betreten, aber in Wahrheit ist es nur eine Illusion: man glaubt einzutreten und ist damit ausgeschlossen. (ebd.., S.44)
http://www.ruhr-uni-bochum.de/www-public/niehaabp/Utopie/heteroto.htm
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