directors lounge monthly screenings
bill brown and sabine gruffat
the other side
Thursday, 27 Juli 2017
21:00
Z-Bar
Bergstraße 2
10115 Berlin-Mitte
Bill Brown und Sabine Gruffat, Künstlerpaar aus North Carolina, Vereinigte Staaten, präsentieren ihre Filme beim Directors Lounge Screening in der Z-Bar.
Ein Flaneur zu sein, zu gehen um die Stadt zu erkunden und die Gesellschaft, dabei die Moderne und die Anachronismen des Lebens zu Fuß zu erkunden, macht in den Vereinigten Staaten keinen Sinn. Die Entsprechung in den USA wäre eher das Road Movie: eine Änderung des Mediums also, Änderung der Geschwindigkeit, und der überwundenen Distanz. Bill Brown ist einer der Filmmacher in den Staaten, der sich viele Male auf die Landstrasse begab, um Filme zu machen. Geboren in Lubbock, Texas, lebte er in vielen Städten unter anderen auch in Chicago. Seine Filme lassen nicht das typische Road Movie wieder erstehen, viel eher haben sie die Qualität von künstlerisch-ethnografischer Forschung, oder man könnte auch sagen, von Psycho-Geographie .
"The Other Side 2005" begann zunächst als Roadtrip von Texas nach Kalifornien, ähnlich der transkontinentalen Reise, die der Künstler ein paar Jahre zuvor entlang der kanadischen Küste unternahm. Im Süden entlang der texanischen Grenze jedoch wurde er schnell mit Border Control (staatlichen Grenzschutz) konfrontiert, mit Grenz-Aktivismus (Menschen die anderen helfen, die bei dem Versuch in Gefahr geraten, die Grenze in der Wüste zu überwinden), mit verlassenen Flüchtlingcamps und persönlichen Erzählungen, mit Mauern und Zäunen. Während er den Film abschloss, dachte der Künstler noch, hierbei ein kurzfristiges Phänomen beobachtet zu haben, nicht dass es sich zu einer langen politischen Auseinandersetzung bis heute ausweiten würde. Bill begleitet seine Filmerzählung wieder mit dem trockenem Humor, den er in seinen früheren Filmen entwickelte, aber der Film wurde gleichermaßen politisch aktuell, umso mehr wenn wir ihn von heute aus betrachten, mehr als 10 Jahr seit seiner Fertigstellung.
Sabine Gruffat auf der anderen Seite arbeitet mit zwei künstlerischen Strategien, einem experimentellem, fast abstraktem Standpunkt, und andererseits einen dokumentarischen Stil, der mit politischer Haltung durchwachsen ist. "A Return to the Return to Reason" ist ein überraschender Remake von Man Rays Film "Le Retour à la Raison" von 1923, das jedoch digitale Technologien verwendet. Obwohl das Filmbild fast wie 'selbst-gestrickt' aussieht, wurde es durch die Nutzung von Lasertechnologie in die Filmschicht eingefräst. Eine ähnlich hybride Qualität zwischen analog und digital bestimmt auch den Film “Headlines", der Animationssoftware dazu benutzt, Ebenen und Animationen von Zeitungsüberschriften (Headlines) und Teile von Zeitungsartikeln der New York Times zu erzeugen. Verschieden zu David Gatten, der bekannt ist durch seine animierten Buchstaben in analogem Film, hat der Film von Gruffat weniger engimatische, mysteriöse Qualitäten, sondern ist eine Reaktion auf die Diskrepanzen, die die Künstlerin als Leserin des renommierten Blattes zwischen den Texten und den Titeln, und dem abgebildeten gehobenem Livestyle empfand, während sie in einem abgelegenen Ort in North Carolina lebte.
Das Künstlerpaar arbeitet seit einigen Jahren zusammen an Filmprojekten. Das jüngste gemeinsame Projekt, “Amarillo Ramp" 2017 wird als Deutsche/Eurpäische Premiere vorgestellt werden. Es ist verknüpft mit einer Auseinandersetzung mit Land-Art und speziell mit der Arbeit Robert Smithsons. Der Film ist eine Hommage an das Gesamtwerk von Smithson, während es sich zugleich mit seinem letzten Landart-Projekt im Detail auseinandersetzt, das in Texas lokalsiert ist und weniger bekannt ist, als “Spiral Jetty" in Utah. Das Landart-Projekt Amarillo Ramp konnte damals nur mit Hilfe von Richard Serra, Nancy Holt, and Tony Shafrazi abgeschlossen werden, da der Künstler über dem Standort des Projektes mit dem Flugzeug abstürzte.
Wenn man über eine Art Amerikanischem Flaneurismus nachdenkt, sind die Landart Projekte von Smithson nicht so weit entfernt. Für Smithson war Land-Art immer verbunden mit einer Art industrieller Nutzung oder mit vom Menschen gestalteter Landschaft. Durch das Werk entsteht eine bestimmte Verbindung nicht nur zwischen Landschaft und Erdarbeit, sondern zwischen der Arbeit, Menschen vor Ort, Unterstützer, Landbesitzer, Besucher und der Kunstöffentlichkeit. Für das Filmprojekt besuchte das Künstlerpaar den Ort der Amarillo Ramp mehrfach über 7 Jahr hinweg, und gleichzeitig unternahmen sie ein Quellenstudium über die Ideen von Smithson und seiner Texte. Der Film unternimmt eine Erkundung der Umgebung von Amarillo, folgt einem Team örtlicher Unterstützer, die Rampe zu Pflegen, und schließlich unternehmen sie einige künstlerische und filmische Interventionen mit dem Projekt. Der Film könnte angesehen werden als Dokumentarfilm über Smithson und seine Ideen, gleichzeitig aber auch als Kunstprojekt das eine Hommage zu Smithson entstehen läßt, und schließlich zu seinen Ideen, Landschaft und ländliche Gebiete und damit deren Menschen mit der Stadt zu verbinden (und umgekehrt), Ideen die in den USA heute umso wichtiger erscheinen, in diesen Zeiten eines zutiefst gespaltenen Landes.
Artists Links:
http://heybillbrown.com/
http://www.sabinegruffat.com/
http://www.incite-online.net/gruffat6.html
Press Links:
Z-Bar - http://www.z-bar.de/
Directors Lounge - http://directorslounge.net
Blender & Co. http://blenderandco.de
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