directors lounge monthly screeninglior shamriz —
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Beyond Love and Companionship |
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Ho! Terrible exterior |
directors lounge monthly screeninglior shamriz — beyond love and other things to doDonnerstag, 30. Mai 2013 Berlin-Premiere von “Beyond Love and Companianship" und Programm mit experimentellen Kurzfilmen. Lior Shamriz, der vor kurzem in Oberhausen mit seinen neuen Film Premiere feierte, präsentiert eine Auswahl von Filmen aus acht Jahren Filmschaffen in Berlin und Israel, zusammen mit seinem jüngsten Werk. Lior Shamriz erzählt in seinen Filmen Geschichten. Geschichten einer rebellischen Jugend im Übergang zum Erwachsenwerden zwischen Israel und Berlin. Gleichzeitig beschreibt er das Leben einer intellektuellen, kunst-affinen Szene zwischen Israel und Berlin, und Ausschnitte aus dem Leben der Mittelklasse in Israel. Und er tut dies ohne heroischen Unter- oder Obertöne. Diese Jugend scheint aufgebrochen zu sein, jede etablierte Form oder Ideologie abzulehnen, wie viele Generationen zuvor: gegen die Kleinfamilie, eine Karriere in der Industrie oder andere Berufe, und gegen Konsumkultur. Ihr Tragik ist jedoch (und vielleicht auch die treibende Kraft für Lior Shamriz sich mit dem Thema mit solch beeindruckender Produktivität zu widmen) das Fehlen eines “höheren Ziels", wie es die Gesellschaft anbietet, wie Religion, Spiritualität oder auch Kunst. All diese erscheinen in dieser oder jener Erzählung, aber nie ernstzunehmend, sondern eher austauschbar wie Kleidungsstile, die morgen schon abgelegt werden können. Und so haben seine Protagonisten um nichts zu kämpfen, als um ihr Recht glücklich zu sein. Besonders erstaunlich, dass Politik gar keine Rolle zu spielen scheint, und wenn man darüber nachdenkt, auch wenn es in den Filmen keinerlei Bemerkung dazu gibt, würde die Aufforderung zu politischem Engagement für die Protagonisten ein noch schaleres Angebot darstellen, als Konsumkult. Obwohl der Regisseur Shamriz jede mögliche Kombination für Beziehungen durchspielt, Boy-Girl, Girl-Boy, Boy-Boy und Girl-Girl, vermeidet er das Melodrama (meistens), sondern arbeitet dramatische Spannungen dagegen mit unterschiedlichen experimentellen Formen der Erzählung aus. Und mit besonderen Formen der Beziehung zwischen Schauspieler-Performance und Kamera. Die am meisten durchgehende Qualität in seinen Filmen ist jedoch der lineare Fluß narrativer Zeit. Nicht nur dass er keine Rückblenden oder Episoden-Zeitsprünge benutzt, die Zeit in seinen Filmen scheint fast in Echtzeit abzulaufen. Dies ist natürlich eine Illusion und beweist die Qualität seines Continuity-Schnitts. Shamriz folgend, hat es aber auch mit seinem frühem Interesse an Improvisation und an theatraler Performance zu tun, wie sie in einigen seiner frühen Filme dokumentiert sind (“Return to Savanna" und “Ho! Terrible Extensiors". Es mag auch zu tun haben mit der Mischung zwischen Dokumentation und Fiktion, die typisch für den Filmemacher sind. Drehorte sind oft reale Wohnungen und niemals Kulissen; Aussenaufnahmen nehmen oft Passanten und reale Beobachtungen als natürlichen Part der Szene hinein. Und selbst die Schauspieler spielen oft aus einer Mischung ihres eigenen Charakters und der Motivation des Protagonisten der Story. Das Gefühl der spezifischen Erzählzeit hat auf jeden Fall auch mit der Art der Schauspielführung von Shamriz zu tun. Teils Drehbuch-Schreiben, teils einstudierte Improvisation, teils direkte Improvisation, dazu seine Offenheit, reale Geschichten in die Erzählung einzufügen (wie die Hospiz-Geschichte der Schauspielerin Klara Höfels im Film “Beyond Love and Companionship"), und seine Experimente mit dem Ton, der Beziehungen zwischen Sprache, Ton, Voice-Over und Titel, alle führen zu Dekonstruktionen, die den Brechtschen Theatertechniken und den Verfremdungen des traditionellen Kinos bei Godard ähnlich sind. Lior Shamrizes Ablehnung von Ideologie, seine Verweigerung von Identifikation, während seine Protagonisten weiterhin um ein Sinn im Leben ringen, bringen ihn in die Nähe des französischen Existentialismus, oder auch des russischen Nihilismus; jedoch hatten diese Weltanschauungen noch einen klaren politischen Feind: den Konservativismus und das “Establishment". Shamrizes Figuren haben kein solches Gegenüber. Selbst das Feiern von Gay- oder Campkultur in einigen seiner Filme scheint keine widersetzenden Gegenspieler zu finden: sowohl die Eltern, als auch die umgebende Gesellschaft erscheinen recht tolerant. Somit bleibt den Charakteren in Shamrizes Filmen am Ende nur, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Der neue Film, “Beyond Love and Companionship" (Über Liebe und Freundschaft hinaus), der seine Berlin-Premiere in der Z-Bar haben wird, ist in einigen Aspekten sehr verschieden. Nicht nur, dass wir hier einen nicht-diegetischen Erzähler finden, und verschiedene Zeitepisoden in der Erzählung. Die Hauptfigur im Film trifft eine ältere Freundin, die sie in Gefühlsturbulenzen bringt, zunächst mit einer bewegenden Geschichte aus der Vergangenheit, und dann mit einer Videobotschaft nach ihrem Tod. Trotz der direkten Auswirkungen dieser Botschaften, bleibt es am Ende dem Zuschauer überlassen zu vermuten, welche Konsequenzen sich daraus im Leben der jüngeren Frau ergeben. Lior Shamriz hat hier seine Erzählform zur offenen Form der Novelle erweitert, und hin zur allgemeineren Frage der Stellung des Künstlers (respektive der Künstlerin) in der Gesellschaft. Der Künstler ist persönlich anwesend. Artist Links: Links: |