directors lounge monthly screenings
mélissa faivre
parallel perceptions
Donnerstag, 30. Juni 2022
21:00 h
Z-Bar
Bergstraße 2
10115 Berlin-Mitte
"Parallele Wahrnehmungen"
Mélissa Faivre, 1989 in Frankreich geboren, lebt und arbeitet als experimentelle Videokünstlerin in Berlin.
Mélissa Faivre erschafft ihre eigene Welt, einen Videokosmos, der die Mikro- und Makrowelt in einem Strom von Bildern wie in einem Rausch erweiterten Bewusstseins verbindet. Beim Betrachten ihrer Filme hört der Betrachters auf zu fragen, wie ein Bild mit einem anderen Bild kombiniert einen neuen Sinn ergibt, wie in der traditionellen Filmmontage. Der Strom der Bilder führt den analytischen Betrachter sofort in eine andere Welt, eine Erfahrung, aus der einzelne Bilder (wieder) auftauchen und sich mit anderen Bildern verbinden, wie einzelne, vom Geist festgehalten Erinnerungen bei einer Reise. Wenn wir den Unterschied zwischen Film und Video herausstreichen wollen, ist Faivre tief in der Tradition des Videos verwurzelt, dadurch, wie die Künstlerin ihre Filme durch Compositing von mehrerer Ebenen zusammensetzt. Auch wenn sie in letzter Zeit begonnen hat, analoges Material zu den Aufnahmen hinzuzufügen. Verschiedene Videolayer, kombiniert aus ähnlichen Bildern, manchmal mit unterschiedlicher Bearbeitung desselben Materials, manchmal negativ/positiv, oft überlagert, manchmal in kurzen Schnitten, die einen Rhythmus erzeugen, und kombiniert mit Musik und Geräuschen fließen alle in einem Strom zusammen.
"Under the Midnight Sun (2022)" ist eine Filmkomposition mit sehr starkem Schwarz-Weiß-Kontrast und ähnelt Aufnahmen mit lithografischem Film. Sie schafft eine mitternächtliche Atmosphäre, in der Licht und Schatten mit nur wenigen Grautönen voneinander getrennt sind. Die Sonne, der Mond und unscharfe Lichter verharren über einer Stadtlandschaft und werden von einer Tänzerin in Weiß unterbrochen, deren bewegte unscharfe Formen, wie die Mitternachtssonne über der Stadt zu schweben scheinen. Dann zerfallen die Stadtbilder und der Ton, der Ton zu Rauschen und das Bild zu Schwarz-Weißstrukturen. Am Ende steht womöglich eine Art Dystopie aus weißer Hitze und schwarzem Kohlenstoff.
"The Becoming (2020)" beginnt mit hellen, leuchtenden Farben, die auf ein Klebeband gemalt sind, das wie ein Filmstreifen aussieht. Darauf überlagern sich Bilder von konservierten Tieren aus dem Naturkundemuseum, mit Bildern von Ästen, von Büschen und von gerissenen Farbflecken auf fotografischem Film. Der Ton einer 8-mm-Kamera mischt sich mit der Musik und mit atmosphärischen Sounds. Einige Teile des Videos erinnern an den alten Avantgarde-Meister des gemalten Films, Stan Brakhage, doch die Machart und das Gefühl sind zeitgenössisch, erzeugt durch Video-Compositing. Strukturen und organische Formen, die als Zellen, Kristalle oder Sporen, als primitive Formen des Lebens, interpretiert werden könnten, werden regelmäßig unterbrochen durch Schwebende Fische, Vögel und vorbeiziehende Straßenansichten. Es entsteht der Eindruck eines verbundenen organischen Ganzen.
Melissa Faivre fordert die Wahrnehmung des Betrachters heraus mit einem farbenprächtigen, hypnotisierenden Filmprogramm in der Z-Bar. Die Künstlerin ist selbst anwesend und offen für Fragen. Kuratiert von Klaus W. Eisenlohr.
Artist Link:
https://melissafaivre.com/
Links:
Z-Bar - http://www.z-bar.de/
Directors Lounge - http://directorslounge.net
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