Philipp Hartmann  

 
Anchor Link  Deutscher Text

directors lounge monthly screening

phlipp hartmann | f.k.flumen

von der notwendigkeit dessen
video
with guest jan eichberg

Thursday, 27 September 2012

21:00 Uhr
Z-Bar
Bergstraße 2
10115 Berlin-Mitte

Philipp Hartmann, dessen “Der Anner"-Filme über Karlsruhe zu Publikumsrennern auf Festivals wurden, arbeitet noch auf ganz andere Weise mit Film, bevorzugt mit Super-8 und mit sehr viel subtilerem Humor. Zusätzlich wird Philipp Hartmann als Gast Jan Eichberg vorstellen, der mit ähnlichem Herangehen kleine Spielfilmszenen erstellt. Beide Künstler werden anwesend sein.

Philipp Hartmann sucht nach poetischen, sprechenden Bilder. Zu besonderen Anlässen oder Reisen ist die Kamera mit dabei, zusammen mit einigen Rollen Super-8 Film auf der Suche nach sprechenden Bildern. Manchmal auch entsteht eine Vorstellung von Musik beim Drehen. Seine Filme sind sehr musikalisch, manchmal werden die Sounds, die er aufnimmt, selbst zu musikalischen Strukturen. (blep.). Aber “das genügt ihm nicht", ein Mehr, oder Surplus muß die Bilder zusammen bringen, etwas Neues entstehen lassen, und dies geschieht zumeist erst bei der Arbeit am Videoschnitt. Hier entstehen die Ideen für die kleinen oder großen Geschichten, die oft aus dem Off erzählt werden, und die poetische Kraft seiner Bilder erst sich entfalten lassen. Hartmann schöpft dann auch aus seinem privaten Archiv. Nicht benutzte Filme oder Filmsequenzen landen erst einmal hier, und bilden eine Quelle eigener Aufnahmen derer er sich bedient fast so wie andere Künstler sich bei Found Footage (fremden Aufnahmen) bedienen, ohne Verbindung von Ort und Zusammenhang der Aufnahmen. Eine Autobahnbrücke in Hamburg sieht dann glaubhaft nach Buenos Aires aus. Hartmann läßt dichte Montagen entstehen, wobei Bilder, Sound/Musik und Text sich nie eins zu eins erklären, der Text oft mit verschiedenen Sprechern gesprochen, mit Zitaten der vermeintlichen Hauptpersonen in indirekter Rede, oder in den Konjunktiv gesetzt. Obwohl sich in fast jedem Film eine Story um einen Protagonisten oder mehrere bildet, bleibt gerade die vermeintliche Hauptperson und auch die diegetische Beziehung des Textes zum Bild ambivalent. Der Protagonist mag da im Bild erscheinen, oder hier die Kamera geführt haben, dies alles kann aber auch nur eine Zusammenfügung von Metaphern sein.

Dabei will der Filmemacher keineswegs verunsichern, das machen die klare Struktur des jeweiligen Films, dessen Rhythmus und Ästhetik deutlich. Viel eher gibt der Künstler subtile Rätsel auf, Andeutungen, die sich auch widersprechen mögen. Sie sollen den Zuschauer sowohl fesseln, aber auch die eigene imaginative oder assoziative Reise eröffnen, die im Kopf des Betrachters nur existieren mag.

Mit dieser Praxis des Verwebens von Erzählsträngen steht Philipp Hartmann sicherlich eher in einer europäischen Kinotradition: Werner Herzog, Alexander Kluge oder Chris Marker fallen als Namen, auch wenn diese mit dem ihnen zu eigenem Zwang zum großen Kino, zum Feature bei ihren Experimenten sich zum Teil selbst stark einschränkten, Experimente auch oft erzwungen wirken, am wenigsten vielleicht bei Chris Marker. Die kleine, freiere experimentelle Form, der sich Philipp bedient, wurde viel stärker in den USA und in Großbritannien tradiert, dort aber beeinflußt vom Minimalismus auch stärker formal vereinfacht. Um Stan Brakhage zu zitieren, geht es auch im abstrakten Film letztendlich um eine Erzählung, aber doch in anderer, reduzierter Weise. Hartmann genügte es nicht, großartige Wolkenformationen zu filmen, oder einen Mensch, der in das Unendliche eines Salzsees rennt. Für ihn braucht es die Geschichte von B., der, vielleicht auch auf den Spuren Alexander von Humboldts reiste, oder zumindest in einem Dorf mit Namen Humboldt seine einzige Kirche baute, und womöglich die Rätsel der Welt auf seine Weise zu lösen versuchte, oder einfach nur das Problem der Zeit. (Von der Notwendigkeit die Meere zu befahren). Oder, er braucht den unbenannten Wissenschaftler, der Kristallbildungen der Luft untersucht, um die kindlich-wissenschaftliche Freude seines Freundes Meiko über am hellichten Tage entzündetes Feuerwerk mit den Kondensstreifen zu verbinden, die den Himmel teilen. (für Meiko). Bilder, die ihn, den Filmemacher selbst bewegen, aus autobiografischen Anlässen, werden in diesen assoziativen Zusammenhängen zu aufgeladener Poesie. Und Hartmann vermag es, diese zu allgemein-menschlichen Erfahrungen gerinnen zu lassen, auch wenn es sich um die letzten Spuren einer alten Dame in einer Nachbarswohnung handelt, oder um die eine Stelle am Bach in der Heimat (blep.) und zum Teil ohne eingesprochenen Text.

Philipp Hartmann will sich aber nicht einschränken lassen, weder mit einem bestimmten Stil, auf einen Bezug zu Lyrik (Kastraten und Männer), noch mit einem bestimmten Publikum. So hat sich aus einem spontanem Beitrag zum “flotten Dreier" beim Filmfestival Hamburg eine ganze Serie “Der Anner"-Filme entwickelt, humoristische Auseinandersetzungen mit Herkunft und Heimat in Karlsruhe, oder es entstehen auch Filme mit der Handykamera, wie “e.ice.t", der das penetrante Geschehen der Verkäufer am Strand von Ipanema musikalisch umsetzt.

Artist Links:
http://flumenfilm.de
Jan Eichberg
http://www.elephantterrible.com/en/jan-eichberg/

Links:
Directors Lounge
http://www.directorslounge.net
Z-Bar
http://www.z-bar.de

Back Back


Von der Notwendigkeit die Meere zu befahren - videostill

Blep - videostill

Requiem fuer Frau H - videostill

Requiem fuer Frau H - videostill

Images: Philipp Hartmann

 
Anchor Link  English Text

directors lounge monthly screening

phlipp hartmann | f.k.flumen

von der notwendigkeit dessen
video
mit dem gast jan eichberg

Donnerstag, 27. September 2012
21:00 Uhr
Z-Bar
Bergstraße 2
10115 Berlin-Mitte

Philipp Hartmann, dessen “Der Anner"-Filme über Karlsruhe zu Publikumsrennern auf Festivals wurde, arbeitet noch auf ganz andere Weise mit Film, bevorzugt mit Super-8 und mit sehr subtilerem Humor. Zusätzlich wird Philipp Hartmann als Gast Jan Eichberg vorstellen, der mit ähnlichem Herangehen kleine Spielfilmszenen erstellt. Beide Künstler werden anwesend sein.

Philipp Hartmann sucht nach poetischen, sprechenden Bilder. Zu besonderen Anlässen oder Reisen ist die Kamera mit dabei, zusammen mit einigen Rollen Super-8 Film auf der Suche nach sprechenden Bildern. Manchmal auch entsteht eine Vorstellung von Musik beim Drehen. Seine Filme sind sehr musikalisch, machmal werden die Sounds, die er aufnimmt, selbst zu musikalischen Strukturen. (Blep). Aber “das genügt ihm nicht", ein Mehr, oder Surplus muß die Bilder zusammen bringen, etwas Neues entstehen lassen, und dies geschieht zumeist erst bei der Arbeit am Videoschnitt. Hier entstehen die Ideen für die kleinen oder großen Geschichten, die oft aus dem Off erzählt werden, und die poetische Kraft seiner Bilder erst sich entfalten lassen. Hartmann schöpft dann auch aus seinem privaten Archiv. Nicht benutzte Filme oder Filmsequenzen landen erst einmal hier, und bilden eine Quelle eigener Aufnahmen derer er sich bedient fast so wie andere Künstler sich bei Found Footage (fremden Aufnahmen) bedienen, ohne Verbindung von Ort und Zusammenhang der Aufnahmen. Eine Autobahnbrücke in Hamburg sieht dann glaubhaft nach Buenos Aires aus. Hartmanns läßt dichte Montagen entstehen, wobei Bilder, Sound/Musik und Text sich nie eins zu eins erklären, der Text oft mit verschiedenen Sprechern gesprochen, mit Zitaten der vermeintlichen Hauptpersonen in indirekter Rede, oder in den Konjunktiv gesetzt. Obwohl sich in fast jedem Film eine Story um einen Protagonisten oder mehrere bildet, bleibt gerade die vermeintliche Hauptperson und auch die diegetische Beziehung des Textes zum Bild ambivalent. Der Protagonist mag da im Bild erscheinen, oder hier die Kamera geführt haben, dies alles kann aber auch nur eine Zusammenfügung von Metaphern sein.

Dabei will der Filmemacher keineswegs verunsichern, das machen die klare Struktur des jeweiligen Films, dessen Rhythmus und Ästhetik deutlich. Viel eher gibt der Künstler subtile Rätsel auf, Andeutungen, die sich auch widersprechen mögen. Sie sollen den Zuschauer sowohl fesseln, aber auch die eigene imaginative oder assoziative Reise eröffnen, die im Kopf des Betrachters nur existieren mag.

Mit dieser Praxis des Verwebens von Erzählsträngen steht Philipp Hartmann sicherlich eher in einer europäischen Kinotradition: Werner Herzog, Alexander Kluge oder Chris Marker fallen als Namen, auch wenn diese mit dem ihnen zu eigenem Zwang zum großen Kino, zum Feature bei ihren Experimenten sich zum Teil selbst stark einschränkten, Experimente auch oft erzwungen wirken, am wenigsten vielleicht bei Chris Marker. Die kleine, freiere experimentelle Form, deren sich Philipp bedient, wurde viel stärker in den USA und in Großbritannien tradiert, dort aber beeinflußt vom Minimalismus auch stärker formal vereinfacht. Um Stan Brakhage zu zitieren, geht es auch im abstrakten Film letztendlich um eine Erzählung, aber doch in anderer, reduzierter Weise. Hartmann genügte es nicht, großartige Wolkenformationen zu filmen, oder einen Mensch, der in das Unendliche eines Salzsees rennt. Für ihn braucht es die Geschichte von B., der, vielleicht auch auf den Spuren Alexander von Humboldts reiste, oder zumindest in einem Dorf mit Namen Humboldt seine einzige Kirche baute, und womöglich die Rätsel der Welt auf seine Weise zu lösen versuchte, oder einfach nur das Problem der Zeit. (Von der Notwendigkeit die Meere zu befahren). Oder, er braucht den unbenannten Wissenschaftler, der Kristallbildungen der Luft untersucht, um die kindlich-wissenschaftliche Freude seines Freundes Meiko über am hellichten Tage entzündetes Feuerwerk mit den Kondensstreifen zu verbinden, die den Himmel teilen. (Für Meiko). Bilder, die ihn, den Filmemacher selbst bewegen, aus autobiografischen Anlässen, werden in diesen assoziativen Zusammenhängen zu aufgeladener Poesie. Und Hartmann vermag es, diese zu allgemein-menschlichen Erfahrungen gerinnen zu lassen, auch wenn es sich um die letzten Spuren einer alten Dame in einer Nachbarswohnung handelt, oder um die eine Stelle am Bach in der Heimat (Blep) und zum Teil ohne eingesprochenen Text.

Philipp Hartmann will sich aber nicht einschränken lassen, weder mit einem bestimmten Stil, auf einen Bezug zu Lyrik (Kastraten und Männer), noch mit einem bestimmten Publikum. So hat sich aus einem spontanem Beitrag zum “flotten Dreier" beim Filmfestival Hamburg eine ganze Serie “Der Anner"-Filme entwickelt, humoristische Auseinandersetzungen mit Herkunft und Heimat in Karlsruhe, oder es entstehen auch Filme mit der Handykamera, wie “e.ice.t", der das penetrante Geschehen der Verkäufer am Strand der Copacabana musikalisch umsetzt.

Künstler-Links:
http://flumenfilm.de
Jan Eichberg
http://www.elephantterrible.com/en/jan-eichberg/

Links:
Directors Lounge
http://www.directorslounge.net
Z-Bar
http://www.z-bar.de

Back Back

 Directors Lounge