directors lounge monthly screenings
Elaine Tedesco
Whispering
Donnerstag, 31. Juli 2014
21:00 Uhr
Z-Bar
Bergstraße 2
10115 Berlin-Mitte
Whispering - Geflüster
Elaine Tedesco, Künstlerin aus Porto Alegre, Brasilien, arbeitet zu Zeit in Berlin als Stipendiatin des brasilianischen Goethe-Instituts Porto Alegre. Elaine Tedescos künstlerische Arbeit umfaßt, was man in Frankreich “Art Plastique" (plastische Kunst nennen würde. Sie begann mit Photographie, wechselte zu Skulptur und Objekt, beschäftigte sich dann mit Performance, die sie zu Video führte und kam schließlich zur Photographie zurück, während sie die anderen Felder in der einen oder anderen Weise weiter verfolgte.
Für die Präsentation in der Z-Bar stellte sie ein Auswahl ihrer Videos von 1988 bis heute zusammen, wovon einige noch nie oder noch nicht in dieser Weise gezeigt wurden. Die Arbeiten zeigen eine sehr persönliche Art des Umgangs mit Video, man könnte sie auch Miniaturen nennen. “Ich zeichne eine Menge auf, aber ich behalte nur sehr wenig," erzählt sie mir. Und, normalerweise zeigt sie diese in Videoinstallationen als Loop auf kleinem Monitor. Obwohl sie sonst mit Photographie zusammen gezeigt werden, haben ihre Videos eine ganz andere Qualität. Sie erscheinen fast wie Edelsteine. Das musikalische Äquivalent dazu wäre das Scherzo. Der Betrachter zum Beispiel sieht einen kleinen Jungen wie er einen Durchgang erkundet und dabei wieder und wieder durch eine Schwingtüre läuft, die kaum größer als er selbst zu sein scheint; ein Auge in Großaufnahme und aus vielen Überlagerungen komponiert rollt den Augapfel, schließt mehrfach das Lid und öffnet es wieder; zwei Mädchen unterschiedlichen Alters bewegen ihren Körper in einer kaugummifarbenen Umgebung; eine Frau am Ufer betrachtet das Meer, während für den Betrachter Landschaftsbilder wie schnell abrollende japanische Papierrollen ablaufen; oder eine Frau, wahrscheinlich die Künstlerin, steht am Bordstein an nächtlicher Straße, schaut auf ein gegenüberliegendes futuristisches Gebäude, während Autos in langsamen Tempo an ihr vorbei fahren.
All diese Miniaturen scheinen ein eher häusliches Leben zu präsentieren, aber mit je einer eigenartigen Verfremdung. Ist dies vielleicht der Grund für die Rätsel in die der Betrachter verstrickt wird? Sie scheinen eine unergründbares Geheimnis zu erhalten. Der Grund vielleicht, warum diese der Künstlerin als Juwelen erscheinen, die sie über Jahre hin konserviert.
Jonas Mekas sagte einmal, “Ich begann all diese Künstler und Kunstwerke in New York aufzunehmen, weil ich nichts davon begriff." (sinngemäßes Zitat) Für Tedesco dagegen ist es nicht die fotografierte Kunst, die das Mysterium erzeugt, sondern das Videobild selbst, die Verwunderung, die aus der einfachen Frage “was ist das?" entsteht. Dieses repräsentiert eine besondere Qualität des Videobildes, die sehr verschieden ist zum Filmbild, wo schon allein die Illusion der Oberfläche diese Freude des Betrachtens erzeugen kann. Videos dagegen, besonders die früheren Formate, provozieren die Fragen nach Bedeutung. Sie fragen nach Textualität statt Textur, etwas was Elaine auf extensive Weise ausnutzt, besonders in einem Motiv, das wiederkehrt: die Konversation als Geflüster; der Dialog, der für den Betrachter verborgen bleibt.
In den Videos aus Berlin, die als Work-in-Progress präsentiert werden, benutzt die Künstlerin eine ähnliche Form des Dialoges. Dieses Mal nimmt sie Künstlerdialoge auf und nimmt dem Sound fast vollständig die Verständlichkeit. In unserer bildbesessenen aber immer noch textdominierten Welt wird dies zunächst zu einer frustrierenden Erfahrung für den Zuschauer. Dennoch ist uns diese Situation sehr bekannt, in unserer dichten städtischen Umgebung mit zunehmend multi-lingualer Bevölkerung. Wir wissen von Gesten zu lesen und mit ein paar aufgeschnappten Worten verstehen wir schon viel der Situation. Elaine zwingt den Betrachter in diese Situation, wo das Interesse von den Worten zu anderen Signalen übergeht, eventuell mit einem anderen Verständnis der menschlichen Interaktion.
Die Filmpräsentation wird erweitert durch eine Fotopräsentation von Elaines Arbeit, die Objekte, Installation und Photographie in fast chronologischer Ordnung einschließt. Die Slideshow wird live von ihrer Stimme kommentiert. Ihr Interesse in das Design und die Funktion von in der Stadt Porto Alegre üblichen Sicherheitshäuschen und ihre Diaprojektionen auf Häuser in der Stadt sind dabei zwei hervorstechende Projekte. Sie zeigen auch einen ganz anderen Aspekt ihrer Arbeit: Ihr Interesse und Umgang mit urbanem Raum und ihre Interaktion mit Leuten, wobei sie Installation, Projektionen und Photographie zur Kommunikation benutzt.
Die Künstlerin steht auch gerne danach zur Diskussion zur Verfügung.
Kuratiert von Klaus W. Eisenlohr
Programm:
Zero, 1997 5:06min
água, 1992 1:41min
eletrodoméstico, 1994 0:27min
cabine de passagem, 2000 2:09min
movimento 5, 1988 0:50min
alguns passos, 1988 2:24min
corredores, 1995 4:25min
mudas, 1988 0:56min
doce, 1988 1:36min
Cadê Você , 2012 1:41min
sonho, 2001 1:29min
whispering, 1988 5:24min
no hard feelings, 1989 2:45min
SAM, 2010 1:30min
Leme Posto 2, 2011 2:59min
in-pressione, 1989 excerpt 2min
Work-in-Progress 2014
bruno e jaque 0:45min, die brücke 2 2:44, distance view Mirada a distancia Weitblick 8:06
Photography presention 12:26min
Artist's Links:
http://www.comum.com/elainetedesco/
http://elainetedesco.blogspot.de/
http://www.goethe.de/ins/br/poa/ver/res/de12352197.htm
Press Links:
Z-Bar - http://www.z-bar.de/
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