directors lounge monthly screenings
marienkäfer träumen nicht
maru ituarte und ute ströer
Donnerstag, 28. Oktober 2010
21:00
Z-Bar
Bergstr. 2
D-10115 Berlin-Mitte
U-Rosenthaler Platz
Ladybugs do not Dream
- Marienkäfer träumen nicht -
Zwei Filmemacherinnen aus Berlin präsentieren ihre Arbeit in der Z-Bar beim nächsten Screening der Directors Lounge. Maru Ituarte, aus Monterey, Mexico, begann während ihrer Zusammenarbeit als Performance-Kollektiv “Love+It" mit Video zu arbeiten. Zu dieser Zeit ist Video ein ganz junges unbelecktes Medium in Mexiko, alles scheint möglich, und ihre Navigationshilfe ist die französische Dekonstruktion, da sie Philosophie studiert. Seit dem sammelt die Künstlerin Bilder ihrer sozialen Umgebung und sie zeichnet diese auf mit kritischen Blick im Hinblick auf die gewalttätigen, destruktiven und männer-orientierten Aspekte einer Gesellschaft, die weibliche und männliche Sphären generell trennt. Aus ihrer Sicht müssen diese Bilder jedoch dekomponiert werden, in neuen Kontext gebracht und eventuell mit Text verbunden werden. “Mit der spanischen Sprache hatte ich immer Probleme, da man in ihr nie ganz seine Gedanken oder Gefühle ausdrücken kann. Deshalb werden Worte in den visuellen Künsten in Mexico öfter benutzt und bleiben gleichzeitig vague und problematisch.
Eine Kiste mit Hi-8 Kassetten, die eigentlich überspielt werden sollten, werden die Quelle für ihre Arbeit “Mexican Goulash", welches eine erstaunliche Ähnlichkeit hat mit jenen nur Selbstbesessenheit zeigenden Videoclips heute auf Youtube. Das Video wird zum Portrait eines bestimmten Teils der gesellschaftlichen Mittelklasse. Nachdem Maru nach Europa gelangt, zunächst in Paris, dann nach Berlin, ändert sich einiges, jedoch “ich war erstaunt, dass die Geschlechter fast so getrennt wie in Mexico sind". Deshalb auch zeigen beide, “Reproduction", das aus einer Projektion auf ihren schwangeren Bauch entsteht, und “Fleisch", drei Frauen, die je eine Schweinshaxe verzehren, eine dezidiert weibliche Sicht, oder man könnte auch sagen, sie dekonstruieren und analysieren den weiblichen Standpunkt.
Ute Ströer andererseits besteht auf eine ganz andere Sichtweise, vielleicht ein Grund warum die beiden Künstlerinnen Freunde wurden. Utes Interesse an Film liegt in ihrer Liebe für Märchen und Horrorfilme begründet. Ihre filmische Sprache basiert auf narrativen Strukturen, obwohl die Künstlerin Film in einer der wenigen Experimentalfilmklassen in Deutschland, bei Birgit Hein in Braunschweig studierte. Trotzdem erzählt sie keine klassischen Filmgeschichten, benutzt sie keinen Plot. “Ich bin mehr an Symbolen als an Geschichten interessiert" sagt die Künstlerin. In “Schlafende Füchsin" mischt sie ihre selbst erfundene Geschichte und Elemente aus “Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern". “Bei manchen Filmen fange ich mit einigen Bildern an zu drehen, und dann während des Prozesses endecke ich, welches Märchen mit den Symbolen verbunden ist."
Die Filmemacherin Ströer arbeitet minuziös an der Gestaltung ihrer Bilder, sie erstrebt Perfektion in Farbe und Komposition, und mit ihren Charakteren trachtet sie nach der größtmöglichen Bandbreite an Ausdruck und möglicher Interpretation. Diese gewissenhafte Verwirklichung ihrer Bilder erreicht sie meistens nur indem sie selbst alle Rollen spielt, ob weiblich, männlich, hässlich oder liebreizend. Nichtsdestotrotz, oder gerade deshalb verlassen die Filme nie den Traumzustand von Märchen, zeigen nie Alltagsgesichter, verbleiben in einem erhöhten Bewusstseinszustand. Den Erzähler, den wir vermeinten zu hören, existiert nur im Kopf des Betrachters; die Geschichte die wir lesen, besteht nur aus fragmentarischen Symbolen, ein Glasperlenspiel von Bedeutungen, das sich bei jedem Betrachten verändern mag.
So sehr sich die Ästhetik der beiden Künstlerinnen unterscheiden mag, haben sie also viel gemeinsam. Beide laden den Betrachter, die Betrachterin ein, ihnen auf einer subjektiven Reise aus weiblicher Sicht zu folgen, wenn, halben Weges auf scheinbar sicherer Straße, der Betrachter gewahr wird, dass es die eigene Imagination war, die hier in Gang gesetzt wurde, es die eigene Geschichte war, die durchlebt wurde, und dass es keine solche einfache Interpretation gibt.
Die Künstlerinnen sind anwesend und stehen gerne zur Diskussion nach den Filmen zur Verfügung. Kuratiert von Klaus W. Eisenlohr.
Programm:
• Daumenlutscherin Ute Ströer 12:17
• Schlafende Füchsin Ute Ströer 15:07
• La Metafisica Del Yoyo Maru Ituarte 2:30
• Reproduktion Maru Ituarte 9:13
• Hotel Rex Maru Ituarte 3:06
• Mexican Goulash Maru Ituarte 9:55
• Noa Noa Narko Tour Maru Ituarte 5:01
• Fleisch Maru Ituarte 6:30
• Freak Show Maru Ituarte 10:23
• Matrijoschka Ute Ströer 7:33
Artists Links:
http://maru-ituarte.com/
http://www.utestroer.de/
Press Links:
Directors Lounge Programm
http://www.directorslounge.net
http://www.z-bar.de
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