directors lounge special screening
alina skrzeszewska
songs from the nickel
Donnerstag, 28. April 2011
21:00
Z-Bar
Bergstr. 2
D-10115 Berlin-Mitte
U-Rosenthaler Platz
Alina Skrzeszewska hat einen farbenfrohen, traurigen, nachdenklichen aber nicht hoffnungslosen Film über soziale Schattenseiten in Downtown Los Angeles geschaffen, und ja, es gibt Musik, Songs von den Akteuren selbst.
The Nickel, das östliche Downtown ist eine Insel in dem urbanen Raster von L.A.: heruntergekommene historische und ehemals ehrwürdige Hotels; die Zahl der Obdachlosen übersteigt bei weitem die der Einwohner; es gibt ein dichtes Netz von Missionen und Hilfsorganisationen, von 22:00 bis 06:30 Uhr ist das Schlafen auf der Strasse erlaubt, weil über 12.000 Unterkünfte fehlen; andererseits macht eine massive Polizeipräsenz das Leben der Obdachlosen möglichst schwer und beherrscht Crack die Strasse. In dieser anderen Welt erscheinen die alten, billigen Hotels wie Inseln in der Insel, und hier ist es, wo Alina für fast 2 Jahre ein Hotelzimmer belegt hatte, um ihren Film zu machen. Die Hotels sind die preiswertesten Herbergen in der Stadt und die Zimmer werden oft über Monate oder Jahre vermietet. Die, die hier wohnen und wie wir aus dem Film erfahren, haben oft ein Leben auf der Strasse oder zwischen Gefängnis und Drogen hinter sich und es geschafft, zumindest ein minimales Einkommen oder regelmäßige Unterstützung zu erhalten: Als Hilfskräfte in den Hotels oder Bars, oder mit der Sozialhilfe für Veteranen, Behinderte oder Arbeitsunfähige.
Für Aline ist das Hotel selbst ein Ort der Reflexion, ein Rückzugsort von der Strasse draußen, wo, wie sie sagt “ein Leben wie im Krieg" stattfindet. “Auf der Strasse gibt es keinen Moment der Nachdenklichkeit." Die Künstlerin benutzt diesen Ort der Reflexion — und vielleicht auch der Projektion — um über das Leben nachzudenken, und über eine Gesellschaft, die solche hoffnungslose Biografien hervorbringt.
Ihre Bedingung für ein Gespräch vor der Kamera war die Offenheit, dieses mit Ernsthaftigkeit zu führen. Wir sehen sehr wenig selbstgefälliges Posieren für die Kamera, vielleicht auch weil Alina alle Aufzeichnungen alleine mit den Protagonisten durchführt, aber auch weil sie in der direkten Begegnung unter vier (oder fünf!) Augen ein ernsthaftes Interesse an der Geschichte des “Anderen" zeigt und so den Graben überbrücken kann: Eine junge hübsche Europäerin, die am CalArts studiert und die nun niedergelassenen Tramps. Einige erzählen Lebensgeschichten, die sie zuvor mit niemandem anderen geteilt haben. Es gibt viele Gründe, in den Hotels des Nickels zu stranden. Einige kamen nicht zurecht mit einer Gesellschaft, die nur einen Platz für die fittesten hat, und verloren alles. Andere beschlossen, nicht “deren Spiel mitzuspielen." Alle, bis auf eine, scheinen noch nicht von der seit 2 Dekaden grassierenden Epidemie berührt worden zu sein: Crack.
So zeigt uns die Künstlerin Alina Skrzeszewska auch Poesie und die Weisheit des Underground, alles aufgezeichnet mit einer Kamera, die auch von Edward Hopper und der Lektüre Charles Bukowskis inspiriert war, wie Alina sich selbst zugeben mußte, als sie den Film beendet hatte. Was im Film wiederum Mut macht, ist die zum Teil anarchische Art, das Beste aus der Situation zu machen. Letztendlich gilt auch hier das amerikanische Lebensmotto, dass jeder seines Glückes Schmied sei, und dass die amerikanische Popkultur ihre Basis im Überlebenswillen der einfachsten Leute hat.
Alina Skrzeszewska, ursprünglich aus Wroclaw in Polen, pendelt immer wieder zwischen Berlin, Los Angeles und Wien. Sie wird persönlich ihren Film vorstellen.
Zusätzlich wird als Vorfilm “Notes from the Field" 10 mins gezeigt. Filmische Beobachtungen der Strassenkreuzung 5th St. / Los Angeles St. in The Nickels.
Kuratiert von Klaus W. Eisenlohr
Artist Link:
http://www.songsfromthenickel.com/
Press Links:
http://www.directorslounge.net
http://www.z-bar.de
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